Archiv für Oktober 2010

Hotspot Mein Garten/Oberlausitz

Oberlausitzer Garten Eden (ältere Aufnahme).

Neundorf/OL. Während – wie Meldungen heute zu berichten wussten – innerhalb einer Dekade im Amazonas-Gebiet über 1.200 neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt wurden, habe ich selbst einmal inmitten des Biolärms eine Natur-Inventur und im Zuge des Jätens eine natürliche Auslese vorgenommen – allerdings innerhalb von Minuten. An Viechern habe ich neben Mensch, Hund und Katze noch im Garten: Igel, Eidechse, Frosch, Kröte, Fledermaus, Amsel, Meise, Grünspecht, Nashornkäfer, Mücke (schon recht lustlos), Eichelhäher, Wühlmaus … die Vielfalt der Pflanzenwelt kann hier aus Platzgründen nur geahnt werden. Nebenan wiehern noch Pferde auf der Koppel, rupft der Nachbar ein Hühnchen oder rrrollen endemische Oberrrlausitzerrr mit einerrr Sprrrachweise, die nurrr von hierrr und ansonsten nicht von dieserrr Welt ist. Darauf später einen Spätauslese!

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Luther-Linde, Hitler-Eiche und mein Blick.

Bald ruht hier auch der Herbst.

Mein Blick aus dem Arbeitszimmer geht jeden Tag zwischen Luther-Linde und Hitler-Eiche, gepflanzt in anderen Zeiten und aus unterschiedlichen Motiven heraus: auf ein Grabmal der Gefallenen aus dem Dorf, in dem ich seit ein paar Jahren wohne. In zwei unnützen Kriegen verbraucht jeweils eine Generation. Manchmal stehen noch die Kinder stumm davor. Oder schon die Enkel. Unschlüssig, was sie denken sollen. Vielleicht, dass auch sie in die Jahre kommen und gehen werden. Und was dann aus ihren Erinnerungen werden soll oder wer die Grabstätte pflegt. Im Sommer übernehme ich den Gießdienst, entlohnt von dankbaren Blicken alter Frauen und einem Päckchen Eiern manchmal für den Aufwand, der keiner ist. Weil es sich so gehört, ohne gleich an Heidegger und pauschale Schuld zu denken; dass man lebt, während andere starben/sterben. Heute scheint die Sonne wieder zwischen Linde und Eiche; und mein Blick fällt mit dem Laub, in dem zwei Eichelhäher nach den Früchten ihres Namens suchen. Letzten Herbst waren es noch vier an der Zahl. Wir werden alle weniger, denke ich.

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Wie Hund und Katze

Versuch einer kleinen Rezension

 

Kein Schwein weiß, was ein Mensch denkt; und umgekehrt.

Gerade John Gray gelesen: „Von Menschen und anderen Tieren“; von nicht unbedeutenden Kritikern bereits als „eines der wichtigsten Bücher dieses Jahrhunderts“ gepriesen. Erster Eindruck: Äußerst interessant, mitunter diffus, manchmal verwegen: Mit stellenweise großartigen Passagen, die zum Denken zwingen und bloßen Attitüden, die langweilen. Findig, wenn der Fetisch der vermeintlichen Entscheidungsfreiheit hinterfragt wird, wo wir doch nicht einmal darüber entscheiden können, ob, wo und wie wir geboren werden; von Sophokles ganz abgesehen und seiner „größten Gnade, nicht geboren zu werden“ … Schön, aber fraglich: „Doch nach all der Denkarbeit, die … können wir uns nicht sicherer sein als andere Tiere, dass die Sonne morgen aufgehen wird.“

 

Nun, ich habe Hund und Katze: und ich könnte schwören, dass diese lieben Tierchen weder darüber nachdenken, ob die liebe Sonne noch einmal scheint bzw. dass es ihnen auch vollkommen egal wäre, solange nur im Napf genügend Futter ist. Erst kommt das Fressen, dann das Denken … oder so ähnlich. Fazit. Kein Schwein weiß, was ein Mensch denkt. Und umgekehrt gilt es vermutlich genauso. Ein lesenswertes Buch, ohne Frage!

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Cohen is back: Songs from the road.

Songs from the Road vereint  unterschiedliche Songs, Arrangements und Auftritte auf CD/DVD  von der nun schon seit 2 1/2 Jahren währenden Weltmusiktage des unglaublichen Mister Cohen.

LC on the bridge to nowhere?

Ich habe noch nie einen Musiker gehört, der mir auch nur annähernd so viel bedeuten konnte. Einem Jim Morisson, Joe Strummer oder Johnny Cash zum Trotz, die – ja, das gebe ich gern zu – oftmals nahe genug dran waren an mir: Morisson eher noch mit seinen Poems und Posen in der Schlangen(imitats?)lederhose, oder Strummers melancholische Revolte, die ahnte, dass seine Zuhörer nicht mehr gebraucht werden; oder Cash, mit seiner schwarzen Stimme, die mehr als seine Biografie war. Nein, Leonard Cohen rückte in den vergangenen 3 Jahrzehnten niemals weg von mir. Und nachdem ich ihn nun dreimal live erleben durfte – mich innerlich ein jedes Mal verneigend, verneige ich mich nunmehr vor der hymnischen Rezension des Independent: „When Legend Cohen takes the stage .. it´s no less an cultural event of Biblical dimensions.“ Es war immer mehr eine Offenbarung als ein Konzert; immer mehr eine Messe ohne Messias, ein Abend, der kein Ende wollte. So long, Leonard.

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Herbstlied III

 

Herbstabfall überall.

 

 

Herbstlied III

 

Der Herbst gibt wenig und nimmt viel

Und bringt Zerfall im Schatten unserer Wege

Den trägt der Wind uns nach wie aus Kalkül

Die Blätter raschelnd und die Steinchen träge

 

Allein in diesem Wind sind wir geborgen

Wenn buntes Laub sich durch die Tage schwingt

Die Kälte wartet noch verborgen

Bevor sie später jedes Herz durchdringt

 

So geht ganz still das ewig gleiche Spiel der Zeiten

Wenn müde brennt ein Sommer aus

Farbenschwingen überzieh`n die ausgeglühten Weiten

Wir treten zögernd in des Herbstes Haus

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The Road … to nowhere.

Gestern kam ein Film in die Kinos, auf den ich lange gewartet habe. Nachdem ich nun erste deutschsprachige Trailer sah, weiß ich allerdings garnicht, ob ich ihn (so) noch sehen möchte. The Road, die Verfilmung der dichten apokalyptischen Romanvorlage von Cormac McCarthy; mit Viggo Mortensen und Charlize Theron in den Hauptrollen. Allein die Buchfassung gehörte zu denjenigen verstörenden Lektüreerlebnissen, die mich gelegentlich innehalten ließen, weil darin Beschriebenes nicht in meinen Kopf wollte oder sollte. Die deutsche Version kommt allerdings mit einer derart piepsigen Kinderstimme daher, als wären hier “die wilden Kerle“ zugange und nicht die letzten Tage der Menschheit verfilmt worden. Noch furchtbarer wäre vermutlich nur eine deutsche Adaption mit Till Schweiger, Veronica Ferres und Jimi Blue Ochsenknecht in den Hauptrollen. Ich hoffe also, irgendwo die Originalversion sehen zu können. Und danach sehen wir weiter, falls man danach überhaupt noch irgendetwas weiter sehen möchte.

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3 Spezies deutscher Auswanderungspolitik

„Deutschland gehen die Islamisten aus.“, hatte ich das nicht neulich irgendwo gelesen; fast schon beiläufig nickend. Oder waren es die „Fachkräfte“ oder ganz andere Bildungsreisenferne Schichten? Beziehungsweise gilt es vielleicht auch für alle Gruppierungen oder ist Deutschland gar ein Auswanderungsland?

Nun, Islamisten wandern ja gelegentlich schon mal aus: in Camps zum Beispiel, die in einsameren Gebirgsgegenden zur Meditation und anderem einladen; auch um mal ohne permanente Beobachtung unter sich sein zu können sowie über Gott und die (schlechte) Welt zu plaudern.

Während die Fachkräfte eher wirtschaftlich prosperierende Gegenden (Skandinavien, Kanada, Australien) oder landschaftlich attraktive Länder (Norwegen, Kanada, Australien sic!) für ihre Auswanderungs- und Einwanderungspläne bevorzugen und eben auch nicht in die Wüste geschickt werden können. Wer die Qual(ifikation) hat, hat eben die Wahl. Ein gesellschaftliches Verlustgeschäft, keine Frage.

Eine eigene Spezies: die Überzeugungsauswanderer; die vom individuellen Lifestyle beziehungsweise Intellekt geprägten Vulgär- oder Konzepttouristen, die hauptsächlich in Meeresnähe ansiedeln (Florida, Mallorca, DomRep, Costa del Sol) . Zumal in Deutschland alles zu bürokratisch zugeht (Ist ja woanders überhaupt kein Thema.), die Leute nicht genügend lachen/feiern/gut drauf sind (Tanz uns den Sarrazin!) oder das Wetter zu kühl ist aber dafür die Kollegen/Nachbarn/Briefträger nicht cool genug. Bleibt die Frage, inwieweit der Staat von diesen Individuen im Zuge der Ausreisemodalitäten oder vielleicht auch zur besseren Kennzeichnung eine Pflichttätowierung/-piercing oder Strähnchen verlangt, wie manches Filmchen dokumentiert. Doch nichts ist für die Ewigkeit: Weil die Korruption oder die dauernde Sonne nerven, die Leute zu laut feiern oder in einer den meisten auch nach Jahren nach wie vor verschlossenen Sprache reden etc., und manchmal nicht nur die Träume sondern auch das Konto erloschen sind, will so mancher zurück …

Also bleibt in diesem Kontext die ewige Frage nach einer etwaigen und erwünschten Wiederkehr: Fachkräfte sind wohl immer wieder gern gesehen oder ihr verdientes Geld, tatendurstige Camp-Touristen eher weniger und An-unserem Konzept-lag-es-jedenfalls-nicht-Touristen bevorzugt auf kabel1 oder vox. So soll es sein.

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Der Katalog, der aus der Tiefe kam.

Nein, wir sind nicht allein.

Sieht man seltener in der heimischen Fauna:Tiefseeschnecke der Gattung Alviniconcha

Tausende unentdeckte Arten, teilweise unvorstellbare Formen und Lebensweisen. Ein Dekaden-Projekt tauchte ein in bis dato unerforschte Tiefen. Es geht dabei nicht um ein neues Sarrazin-Projekt oder ethnologische Gen-Forschung, sondern um eine Unterwasser-Inventur ungeahnten Ausmaßes bzw. eine Meeresfauna-Volkszählung. Was wir davon haben – vermutlich weniger auf dem Teller erst einmal. Denn vor allem die Entstehung längst fälliger Schutzräume (zu Lande sind bereits ca. 10 % der Fläche geschützt) und damit ein Stopp der Überfischung (schönes Wort, wo doch Unterfischung viel stimmiger wäre) soll ein wesentliches Ziel dieser gigantischen Forschungsarbeit sein. Japanische Walkämpfer gehen schon auf Stimmenfang in Afrika und sonst/wo ihr Lobbygeld gut angelegt ist. Frank Schätzing, übernehmen Sie: „Der Schwarm II“ ist fällig!

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