Archiv für März 2011

Ein Atom ist ein Atom ist ein Atom …

Es hat Tage gebraucht, ehe ich zu diesem Thema etwas schreiben wollte. Auch wenn ich nicht zu den Menschen gehöre, die laut Medien „ohnmächtig“ nach Japan schauen; in einer Art Wachkoma also. Nein, die Bilder aus Japan haben mich schon erreicht; wenngleich ich nicht wusste, was ich mit ihnen anfangen soll. Zumal, andauernd sieht man – über´s Jahr verteilt – wie japanische Ingenieurskunst immer neue Bereiche durchdrängt, seien es Pflegeroboter in Altersheimen, sprechende Elektrohündchen für Autisten oder immer perfektere Harpunen für Ihre Gourmetflotte. Und dann muss man zuschauen, wie aus Hubschraubern quasi Wassereimer auf nahezu freiliegende Brennstäbe gekippt werden. Es ist auch ein faszinierendes Dilemma einer dermaßen auf Hochtechnologie und Fortschrittsglauben basierenden Gesellschaft, die jetzt in ihren Grundfesten – ja, ich wage die Phrase – erschüttert wurde; genauso wie ein Volk und die Welt darauf zurückgedrängt wird, dass wohl nicht alle Heilsversprechen (von) der Moderne eingelöst werden können, und all die „Blütenträume reifen“

Ich bin weder Atomkraftgegner noch -lobbyist; (ich fahre auch Auto, obwohl jährlich weltweit Hunderttausende dadurch umkommen). Und, ich halte Atomwaffen nach wie vor für bedrohlicher als Atomreaktoren. Sicher, eine zukünftige Energiegewinnung ohne Atomkraft wäre auch für mich 1. Wahl; aber solange dies weltweit kein Thema ist, überwiegt die Skepsis ob all des Aktionismus allerorten. Klar, die alten Meiler (welch Euphemismus schon dieser Begriff, bei dem sich jeder ehrbare Köhler übergeben müsste, von Horst einmal abgesehen) … nun, diese Reaktonäre gehören ins nukleare Altersheim abgescho …, äh abgeschaltet; ohne Frage: sicher ist immer sicherer. Doch nehmen wir einmal an, sämtliche fortgeschrittenen Industrienationen würden sich weiterer atomarer Forschung und Technik verschließen: und dann passieren in den nuklearen Schwellenländern ähnliche Unfälle wie derzeit; doch es gäbe gar keine Expertise mehr, grenzüberschreitend zu helfen, einzugreifen, zu unterstützen …? Hm, aber das ist nur eine Überlegung. Oder, ein 2. Gedanke, wieweit wären wir bereits im (fossilen) Ressourcenverbrauch fortgeschritten – mit allen ökonomischen und ökologischen Konsequenzen – wenn es nicht ca. 50 Jahre „friedliche Nutzung der Kernenergie“ (so hieß es immer so anheimelnd) gegeben hätte? Egal, es ist vielleicht müßig darüber zu streiten, wie über viele andere menschlichen Irrtümer auch. Wahrscheinlich ist dieser kurze Abstecher in die Kernforschung nur ein wissenschaftlicher Neandertaler – eine zeitlich limitierte Verästelung in der Wissenschaft, die sich irgendwann selbst erübrigt, weil sie sich nicht evolutionär durchsetzen kann oder sollte; wer weiß das schon. Organismen lernen aus ERfahrung, aus Fehlern und Erfolgen; was von dieser Dreieinfaltigkeit menschlicher Erkenntnis triumphieren wird, bleibt erst einmal abzuwarten. Und sicher, ja, es wäre(n) uns vermutlich einige Sorgen und manchem viel Leid erspart geblieben, wenn Otto Hahn im Wald Bäume gespalten hätte und nicht Atome im Labor. Aber so ist er nun mal, der Mensch: Erkenntnis geht ihm über alles, darüber steht bei manchem nur noch die Rendite. Also, Atome … nein, danke!

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Hartz IV – das arme Tier!

Hartz IV-Empfänger in NRW dürfen künftig keine Sportwetten mehr abschließen. Das ist natürlich nur der Anfang. Demnächst dürfen sie auch keine privaten Wetten mehr eingehen: Und dann kommt ein Rummel-Verbot für diese Nieten; das bedeutet auf den Jahrmärkten wird allgemein der Zugang legitimiert wie bisher nur in den Bussi-Zelten auf dem Münchner Oktoberfest, wo die obere Schickeria – zu Maßpreisen im Hartz IV-Tagessatz – seelig unter sich säuft.

Und einmal im Monat heißt es wohl bald, keine Gummibärchen mehr und kein ZDF gucken: Wetten, dass? Parallel dazu läuft im Stammsender RTL „Koch mit der Sparbüchse!“; sympathische Einkaufs- und Kochkurse mit Peter Zwegat: „Na, aus diesen Abfällen können wir morgen noch was Schönes zaubern.“

Auch bei der Aktion Mensch! ist der Hartzi nur noch als Zuschauer geduldet; schließlich haben deutschlandweit bereits ca. 860.000 Menschen auch ohne Lotterie ihren Platz an der Sonne schon gefunden: als Obdachlose. Und weiter geht´s: Was haben Sozialhilfeempfänger eigentlich noch im KdW zu suchen? Also: „Zutritt verboten!“; ein entsprechendes Icon fehlt natürlich noch an den spiegelsauberen Türen; aber den Ausspruch des Einlassdienstes „Was will er hier?“ werden wir demnächst wohl öfter hören können.

Vor allem, wie soll´s kontrolliert werden? Gibt´s demnächst in NRW vom Ordnungsamt Plaketten wie eine Hundemarke? Man möchte die urteilenden Richter an ihren unverschämten Wohlstandsohren packen, kräftig durchschütteln und anschließend bei ebay einstellen: Um vom Erlös bedürftigen Hartz IV-Kindern eine Karussellfahrt zu spendieren; falls die dann noch dürfen!

 

 

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Was tank ich nur, was tank ich nur?

Jetzt haben sich voreilige Ökomobilisten erstmal selbst ausgebremst. Allen voran, Umweltminister Röttgen. Denn egal, ob nützlich oder doch eher fragwürdig, Hauptsache die ganze Aktion kommt grün rüber. Dabei macht einen schon die Bezeichnung misstrauisch: E 10; dass steht doch sonst nur auf linksdrehenden Joghurtbechern; ist doch aber wohl kein Stoff, aus dem die Träume der rechtsüberholenden Entscheider gespeist werden können. Und so hat sich die Regierung mit einer Gruppe hierzulande angelegt, mit der nun wirklich nicht zu spaßen ist. Das beweist jeder Tag, an dem man unterwegs ist: Denn der deutsche Autofahrer hat immer Recht – auch in seiner exklusiven Feststellung, besser als der sonstige Durchschnitt aller Verkehrsteilnehmer zu fahren: Immerhin waren über 80 % der Befragten in einer entsprechenden Umfrage dieser Meinung. Um so problematischer, wenn den Autopiloten die neuen Benzinpanscher nunmehr im Unklaren darüber lassen, was aus seinen liebsten Gefährten wird, oder was gut oder schlecht für das Herz seines Liebsten ist, den Motor. Nun, es werden sich noch schöne Szenarien anschauen lassen, an den Tankstellen dieser Republik, wo Listen ausliegen sollen wie in einem Wettbüro – auf dem die E10-Unbedenklichkeitsmodelle der Autohersteller aufgeführt sind. Schön, erstmal an irgendeine Säule fahren, dann anstellen, Listen studieren, rausgehen, … unsicher sein, ob man sich nicht verguckt hat, also nochmal zurück usw., usf. … oder man stellt 1-Euro-Jobber neben jede Zapfsäule, die einem dann hoffentlich keinen Zapfenstreich spielen wollen, weil sie einem die gesellschaftliche Überholspur neiden. Vielleicht hilft, abwarten und Tee tanken … aber, mein Glück, Dieselfahrer wissen mehr!

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Adel verzichtet!

 

Na, das wird ein Karneval! Denn all die Empörten und Beleidigten, die Genauen und die Peniblen haben einen glorreichen Sieg errungen. Guttenberg ist nicht mehr Doktor und nicht mehr Minister.

All die Sieger können nunmehr durchatmen, sich wieder auf ihre ehrenwerte Wissenschaft und ihren Glauben an das Gute im Bürger(lichen) konzentrieren. Denn Fehler, die machen immer nur die anderen. Genauso wie Verpfehlungen. Ich hätte mich gefreut über so viel Aktionismus, zum Beispiel in den vielen Jahren als IM Stolpe Ministerpräsident bleiben durfte, Roland Koch noch brutalstmöglich re(a)gieren konnte und all die anderen Politiker mit ihren großen Lügen oder kleinen Schwächen noch so durchkamen.

Nun, es ist unbestritten: Der Gutti wollte zu viel und zu schnell und hat dabei (einen dämlichen) Fehler gemacht. Zu dem er sich immerhin bekannt hat. Er hat sich nämlich einfach erwischen lassen von den Gralshütern der Empirie. Das erschlichene Doktorhütchen ist ihm wohl deshalb zu recht vom Kopfe gerissen worden. Ob der Rücktritt unabwendbar ist und war, es ist und bleibt seine Entscheidung – wenn auch von anderen oktroyiert. Aber, die Gier, Penibilität und der Geifer der betroffenen Eliten nervt: 20.000 Doktoranden unterschrieben einheitlich und binnen Tagesfrist offenen Brief (anstatt ihrem Beruf nachzugehen und Taxi zu fahren) an Dr. Merkel (hat die überhaupt einen richtigen Titel?), der Gott- und Doktorvater empört sich rüde (trotz zuvor erteilter „Bestnote“) als Leitwolf der Wissenschaftshüter, die Netzspione copyen/pasten und vergleichen, was das Zeug hält. Es sind vermutlich auch all jene darunter, die sich um die Wichtigkeit ihrer kleinen Pöstchen sorgen, und ihrer – vermutlich aus lauter Langeweile – erstandenen Titelchen. Denn die Coolen, das waren noch nie die Doktörchen. Und überall lauert nun der Grimm über den gescholtenen Ex-Dr.-Minister: Und der hat – aus der Not eine Tugend – und letztendlich vermutlich sogar das richtige gemacht: Adel verpflichtet, Adel verzichtet.

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