Die Worte zum Sonntag

Während ein alter Papst auf Speed in Rekordzeit die schnellste Seligsprechung seit Ewigkeiten schaffte, feiert Dortmund angeblich die sportliche Wiedergeburt, an die rein fußballerisch bisher eigentlich nur Kaiser Franz glaubte. Aber, was nutzt schon der Glaube, wenn allein der Wille zählt: So soll Ghaddafi gezielt ausgeschaltet werden ebenso wie Thomas Gottschalk nach ihren vorerst letzten Fernsehauftritten – allerdings aus unterschiedlichen Gründen heraus und von verschiedenen Sendern angepeilt. Etwas weiter nördlich sind die Briten ganz aus dem Schlösschen – denn ihr neues Dream Team (W & K) hat sich medial tapfer geschlagen. Das schöne Paar wurde weltweit mir allerlei Trara gefeiert, unter anderem in Berlin. Wo traditionell der schwarze Block die Feierlichkeiten zum Festtag der Royals und der Arbeiter anführte, wenngleich der Anteil der richtigen Arbeiter in den eigenen Reihen im Promillebereich lag: Aus Wut über die mageren Renditen ihrer vom Staat finanzierten Kapitalanlagen griffen die friedfertigen Demonstranten gemeinschaftlich eine Genossenschaftsbank mit Steinwürfen an – getreu dem Slogan: Wir machen den Weg frei. Denn zum Glück ist das Benzin inzwischen so teuer, dass sich nur noch gut betuchte Anarchos einen ordentlichen Molotow-Cocktail gönnen können. So also geht ein Sonntag in den Medien und so startet der Wonnemonat Mai. Hier und überall.

, , , , , ,

  1. #1 von Madonnenlilie am Mai 2, 2011 - 12:37 pm

    …und justament fällt mir dazu doch ein Erich Kästner-Gedicht (von 1928) in die Hände…und ich schreibe es einfach ab!

    Besagter Lenz ist da

    Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang.
    Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen.
    Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen.
    Und alles andre ist nicht von Belang.

    Nun brauchen alle Hunde eine Braut.
    Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände:
    die Sonne habe kleine, warme Hände
    und krabble ihr mit diesen auf der Haut.

    Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus.
    Man sitzt schon wieder auf Cafe´terrassen
    und friert nicht mehr und kann sich sehen lassen.
    Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus.

    Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie.
    Und in den Adern rollt’s wie süße Sahne.
    Am Himmel tanzen blanke Aeroplane.
    Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie.

    Man sollte wieder mal spazierengehn.
    Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen.
    Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen!
    Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn.

    Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt.
    Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen
    und säen Kresse in die Blumenkästen.
    Wohl dem, der solche Blumenkästen hat!

    Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl.
    Die Sonne heizt und nimmt am Winter Rache.
    Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache,
    doch es ist immer wie zum erstenmal.

Hinterlasse einen Kommentar